Abschied von einem geliebten Tier

Vorgesehene Themen an dieser Stelle:

– Sterben ist ein natürlicher Prozeß

– Euthanasie oder ein natürlicher Tod? Oft eine schwere Entscheidung.

– Erfahrungen von Tierhaltern mit dem natürlichen Tod ihres Vierbeiners

– Was geschieht mit meinem Tier nach dem Tod? – Tierfriedhöfe, Urnen etc.

– Wer hilft mir in der Trauer? Wann bin ich bereit für ein neues Tier?

Franz von Assisi - Der Künstler dieses Bildes ist mir leider nicht bekannt
Franz von Assisi – Der Künstler dieses Werkes ist mir leider nicht bekannt
 

Alle Geschöpfe der Erde

 

 
Alle Geschöpfe der Erde
fühlen wie wir.

 

Alle Geschöpfe der Erde
streben nach Glück wie wir.

 

Alle Geschöpfe der Erde
lieben, leiden und sterben wie wir.

 

Also sind sie uns gleichgestellte Werke
des Allmächtigen Schöpfers…
(Franz von Assisi)

 

Lebendige Liebe

Wenn Du jemals ein Tier liebst, dann gibt es drei Tage in Deinem Leben, an die Du Dich immer erinnern wirst:

Der erste ist ein Tag, gesegnet mit Glück, wenn Du Deinen jungen neuen Freund nach Hause bringst. Vielleicht hast Du einige Wochen damit verbracht, Dich für eine Rasse zu entscheiden. Du hast möglicherweise unzählige Meinungen verschiedener Tierärzte eingeholt oder lange gesucht, um einen Züchter zu finden. Oder vielleicht hast Du Dich auch einfach in einem flüchtigen Moment für den dümmlich aussehenden Trottel im Schuppen entschieden – weil irgend etwas in seinen Augen Dein Herz berührt hat.

Aber wenn Du Dein erwähltes Haustier nach Hause gebracht hast, und Du siehst es erforschen und seinen speziellen Platz in Deinem Flur oder Vorraum für sich in Anspruch nehmen – und wenn Du das erste Mal fühlst, wie es Dir um die Beine streift – dann durchdringt Dich ein Gefühl purer Liebe, das Du durch die vielen Jahre, die da kommen werden, mit Dir tragen wirst.

Der zweite Tag wird sich acht oder neun Jahre später ereignen. Es wird ein Tag wie jeder andere sein. Alltäglich und nicht außergewöhnlich. Aber für einen überraschenden Moment wirst Du auf Deinen langjährigen Freund schauen – und Alter sehen, wo Du einst Jugend sahst. Du wirst langsame, überlegte Schritte sehen, wo Du einst Energie erblicktest. Und Du wirst Schlaf sehen, wo Du einst Aktivität sahst.

So wirst Du anfangen, die Ernährung Deines Freundes umzustellen – und womöglich wirst Du ein oder zwei Pillen zu seinem Futter geben. Und Du wirst tief in Dir eine wachsende Angst spüren, die Dich die kommende Leere erahnen läßt.

Und Du wirst dieses unbehagliche Gefühl kommen und gehen spüren, bis schließlich der dritte Tag kommt. Und an diesem Tag – wenn Dein Freund und Gott gegen Dich entschieden haben – dann wirst Du Dich einer Entscheidung gegenüber sehen, die Du ganz allein treffen mußt – zugunsten Deines lebenslangen Freundes, und mit Unterstützung Deiner eigenen tiefsten Seele.

Aber auf welchem Wege auch immer Dein Freund Dich vielleicht verlassen wird: Du wirst Dich einsam fühlen, wie ein einzelner Stern in dunkler Nacht. Wenn Du weise bist, wirst Du die Tränen so frei und so oft fließen lassen, wie sie müssen. Und wenn es Dir typisch ergeht, wirst Du erkennen, daß nicht viele im Kreis Deiner Familie oder Freunde in der Lage sind, Deinen Kummer zu verstehen oder Dich zu trösten.

Aber wenn Du ehrlich zu der Liebe zu Deinem Haustier stehst, für das Du die vielen, von Freude erfüllten Jahre gesorgt hast, wirst Du vielleicht bemerken, daß eine Seele – nur ein wenig kleiner als Deine eigene – anscheinend mit Dir geht, durch die einsamen Tage, die kommen werden. Und in den Momenten, in denen Du darauf wartest, daß Dir all unser Gewöhnliches passiert, wirst Du vielleicht etwas an Deinen Beinen entlangstreichen spüren – nur ganz ganz leicht.

Und wenn Du auf den Platz runterschaust, an dem Dein lieber – vielleicht liebster – Freund gewöhnlich lag, wirst Du Dich an die drei bedeutsamen Tage erinnern. Die Erinnerung wird voraussichtlich schmerzhaft sein und einen Schmerzen in Deinem Herzen hinterlassen.

Während die Zeit vergeht, kommt und geht dieser Schmerz, als hätte er sein eigenes Leben. Du wirst ihn entweder zurückweisen oder annehmen, und er kann Dich sehr verwirren. Wenn Du ihn zurückweist, wird er Dich deprimieren. Wenn Du ihn annimmst, wird er Dich vertiefen. Auf die eine oder andere Art, es wird stets ein Schmerz bleiben.

Aber da wird es, das versichere ich Dir, einen vierten Tag geben – entlang mit der Erinnerung Deines Haustieres – und durch die Schwere in Deinem Herzen schneiden, da wird eine Erkenntnis kommen, die nur Dir gehört. Sie wird einzigartig und stark sein, wie unsere Partnerschaft zu jedem Tier, das wir geliebt – und verloren haben.

Diese Erkenntnis nimmt die Form lebendiger Liebe an – wie der himmlische Geruch einer Rose, der übrigbleibt, nachdem die Blätter verwelkt sind. Diese Liebe wird bleiben und wachsen – und da sein für unsere Erinnerung. Es ist eine Liebe, die wir uns verdient haben. Es ist ein Erbe, das unsere Haustiere uns vermachen, wenn sie gehen. Und es ist ein Geschenk, das wir mit uns tragen werden, solange wir leben. Es ist eine Liebe, die nur uns allein gehört. Und bis unsere Zeit, selbst zu gehen, gekommen ist, um uns vielleicht unseren geliebten Tieren wieder anzuschließen – ist es eine Liebe, die wir immer besitzen werden.

(Autor: Martin Scot Kosins; frei übersetzt aus dem Englischen von Lutz Schneider)

Abschied von Gismo

Dass der Tag einmal kommen würde, war uns klar, dennoch konnte dieses Wissen unseren Schmerz nicht verhindern – aber zumindest mildern.

Noch vor Jahren hatte ich eine übermächtige Angst vor diesem Tag. Ein Tag – so dachte ich damals – der ALLES beendet.  Ein Tag, der unseren kleinen Gismo sterben und uns keine Hoffnung lässt.

Doch dann machte ich mich durch ein anderes Leid auf die Suche nach dem Sinn des Lebens. Und diese Suche veränderte meine atheistische Prägung für immer. Heute glaube ich daran, dass wir alle beim Sterben nur unsere Hülle, den Körper, ablegen. Die Seele lebt in einer geistigen Welt weiter, die für unsere Augen unsichtbar ist. Mit diesem Wissen war es meinem Mann und mir möglich, die Sterbebegleitung für unseren Gismo zu leisten.

Er hatte einen Herzklappenfehler, der frühzeitig (seit seinem
5. Lebensjahr) homöopathisch behandelt wurde. In seinen letzten beiden Lebensjahren reichte dies dann nicht mehr aus, und er bekam Herz- und Entwässerungstabletten, die ihm zu  einer guten Lebensqualität verhalfen.

In den letzten Julitagen des Jahres 2008 verschlechterte sich sein Zustand jedoch dramatisch. Eine medikamentöse Behandlung zeigte keinerlei Wirkung mehr. Wir entschieden dann – nach tagelangem Ringen –  die tierärztliche und auch tierheilpraktische Behandlung völlig einzustellen und der Natur ihren Lauf zu lassen.

Obwohl er bisher keinen Tag ohne Entwässerungstabletten leben konnte, ohne starke Hustenanfälle zu bekommen, so verhielt sich sein sterbender Körper zu unserer Überraschung nun völlig anders. Er hat in seinen letzten Lebenstagen nicht ein einziges Mal gehustet.

Da wir nun schon so lange mit ihm zusammenlebten (fast 15 Jahre), konnten wir einschätzen, dass er keine Schmerzen hatte. Er war stets ansprechbar und interessiert. Nur sein Körper hat ihm jeden Tag den Dienst ein bisschen mehr verweigert.  Wir haben eine Woche Urlaub genommen und waren rund um die Uhr für ihn da. Viele Abende glaubten wir, dass er am Morgen wohl nicht mehr bei uns sein würde. Aber er schlug wieder die Augen auf, und unsere Gefühle fuhren Achterbahn zwischen Erleichterung und Angst.

Wenn wir Cornelia Siewert in dieser Zeit nicht gehabt hätten, hätten wir diese Belastung nicht  durchstehen können. Wir telefonierten täglich miteinander und berichteten ihr von Gismos Zustand. Sie sprach uns Mut zu, Gismo auf natürliche Weise sterben zu lassen, solange er keine Anzeichen von Schmerzen zeigt.

Irgendwann war er so schwach, dass er nicht mehr aufstehen konnte. Uns war nicht klar, wie viele Abstufungen es von „wenig“ geben kann. Gefressen hatte er vor mehreren Tagen das letzte Mal. Das Wasser haben wir ihm dann versucht ein bisschen einzuflößen.

Eines Morgens, es war der 07.08.2008, war es dann soweit. Wir erwachten nach einer unruhigen Nacht, denn Gismo hatte mehrfach versucht aufzustehen. Auch am Morgen war er unruhig. Ich glaubte, dass er pullern muss und trug ihn in den Garten. Ich setzte ihn ab, aber er hatte nicht mehr die Kraft allein zu stehen. Er sank ganz langsam auf die Seite und mit einem letzten tiefen Einatemgeräusch ist er dann von dieser Welt gegangen. Er lag inmitten gelb blühender Blumen, es war 7.00 Uhr und ich hörte die Kirchenglocken in der Ferne läuten. Es war ein friedliches Bild, wie er so dalag. Ich lief in´s Haus um meinen Mann zu holen. Wir saßen noch einige Zeit im Schlafanzug neben ihm im Garten, bevor wir ihn in´s Haus trugen und in sein Körbchen legten.  Wir haben viel geweint und ich bin immer und immer wieder zu ihm gegangen und habe ihn gestreichelt.

Wir hatten ihn für zwei Tage noch bei uns, um richtig Abschied zu nehmen. Er hat sich in dieser Zeit verändert. Er war plötzlich nicht mehr unser Gismo. Das haben wir so empfunden. Die Seele, die ihn einst ausmachte, war nicht mehr in diesem kleinen Körper.

Am 09.08.2008 (zwei Tage, nachdem er gestorben war) haben wir ihn dann um 7.00 Uhr in unserem Garten beerdigt.

Wir sind dankbar, dass wir einen so wunderbaren Hund fast
15 Jahre bei uns haben durften. Er wird für immer einen Platz in unseren Herzen haben.

Und wir sind sehr dankbar für diese Erfahrung. Wir haben gelernt, mit dem Tod umzugehen, ihn anzunehmen und nicht als ein Ende von ALLEM zu betrachten.

Wir freuen uns schon, unseren Gismo später einmal im Geistigen wiederzusehen.

Kathleen und Bengt Kuhlbars

Vielleicht…

Vielleicht bedeutet Liebe auch lernen,
jemanden gehen zu lassen,
wissen, wann es Abschied nehmen heißt,
nicht zulassen, dass unsere Gefühle
dem im Wege stehen,
was am Ende wahrscheinlich besser ist für die,
die wir lieben.

(Sergio Bambaren)

Wie soll man dem Tod begegnen?

 

Wie soll man dem Tod begegnen,
wenn er vor der Türe steht?
Soll man hoffen, soll man beten,
flehen, daß er weitergeht?

Ja! Er soll nur weitergehen –
denkt man und vergißt dabei,
daß nur der Tod kann es verstehen,
wenn einer sagt: Ich bin soweit.

Ist es auch schwer, es geh´n zu lassen,
das Liebe, das so nah uns stand,
wollen wir uns doch in Schweigen fassen:
Gott nahm es still an seine Hand.